Methodik
Um eine Bilanzierung der Grundwasserressourcen und damit die Entwicklung der Grundwasserstände abschätzen zu können, wird die Modellierung der Grundwasserströme zur Beantwortung der Fragestellung herangezogen. Die Realisierung jener Grundwasserströmungsmodellierung baut auf zwei relevanten Teilsystemen auf: Geologie/Hydrogeologie sowie Wasserwirtschaft.
Der Gesteinsuntergrund mit seinen spezifischen Eigenschaften, die sich insbesondere aus der Art der Gesteine, ihren Lagerungsverhältnissen und ihrer tektonischen Beanspruchung ergeben, stellt die strukturelle Komponente für die Speicherung und Bewegung des Grundwassers dar. Diese Kenntnisse fließen in geologische und hydrogeologische 3D-Modelle ein, welche als Basis für das numerische Grundwasserströmungsmodell dienen.
Modelltechnische Schritte
Zur Erfüllung der laufenden Aufgaben wird innerhalb des Projektes gezielt auf Fragestellungen zur Geologie des Untergrundes eingegangen. Zur Beantwortung der Fragen wurden geophysikalische Erkundungen durchgeführt, um unaufgeschlossene und tiefreichende Elemente, wie Störungen oder die Mächtigkeiten der Kreidesedimente, zu untersuchen. Speziell wurde der Bereiche des Zittauer Gebirges nahe der Ortschaft Lückendorf intensiv betrachtet und auf das gesamte Anwendungsspektrum der geophysikalischen Erkundungsmethodik zurückgegriffen. Dabei wurden seismische Erkundungen mit gravimetrischen Daten und geoelektrische Untersuchungen gekoppelt, um ein detailliertes Bild zur geologischen Situation im Zittauer Gebirge zu erfassen. Somit ermöglichen die gewonnenen Ergebnisse sowohl Schlussfolgerungen auf die Störungssituation im Bereich der Lausitzer Überschiebung beziehungsweise der Querstörungen als auch detaillierte Hinweise auf die Lage des Granodiorits und der Kreide im Untersuchungsgebiet. Die Resultate können danach in die hydrologischen Detailstudien einfließen. Dadurch zeigt das Projekt ResiBil in seiner Einzigartigkeit wie naturwissenschaftliche Disziplinen Hand in Hand zu wertvollen und nachhaltigen Ergebnissen führen können. Aus geowissenschaftlicher Sicht gehört daher der Raum Lückendorf zu einem der bestuntersuchten Gebiete außerhalb der Bergbaubereiche in Sachsen.
Für die Geologie des grenzübergreifenden Projektgebietes wurde ein geologisches Normalprofil erstellt. Es beinhaltet alle im Projektraum liegenden und flächenhaft wichtigen geologischen Einheiten. Diese wurden entsprechend ihrer zeitlichen Einordnung tabellarisch und synoptisch zusammengestellt. Dabei wurden bei der Erstellung des Normalprofils die genetischen, hydrologischen und petrographischen Charakteristika einbezogen.
Das Normalprofil und die geologischen Schnitte bilden zusammen das prinzipielle Strukturmodell für das Projektgebiet und stellen das Gerüst der 3D-Modellierung dar.
Die grenzübergreifenden 3D-Flächenmodelle bestehen aus einem Höhenmodell in der Rasterweite von 25 m x 25 m sowie der Basis- und Top-Flächen der geologischen Grenzfläche, welche die relevanten Grundwasserleiter in den Fokusgebieten begrenzen. Entnommen werden diese Flächen dem zuvor gemeinschaftlich erstellten, korrelierten geologisch-stratigraphischen Normalprofil.
Unter Korrelation versteht man hierbei die Zusammenführung zweier geologischer Teilmodelle, durch welche die einzelnen Schichten des Untergrundes aufeinander abgestimmt und so zusammengeführt werden können. Jeder Projektpartner bereitet die Daten, die für die Interpolation der Flächen verwendet werden, für jeweils seinen Teil des Fokusgebietes vor. Dies beinhaltet die Codierung der Gesteinsschichten wie im Normalprofil zu finden, das Zusammenfassen der Daten der Gesteinsschichten für die einzelnen Tiefenlage und die Interpolation der Daten in die Fläche). Des Weiteren erfolgt die Erstellung von Verbreitungen der Modelleinheiten in Form von Polygonen und die Digitalisierung der relevanten Störungselemente in Form von Linien. Die Datensätze, die für die Konstruktion der Modellflächen dienen, werden zwischen den Projektpartnern ausgetauscht und vom jeweils anderen Projektpartner mit in die jeweilige Interpolation einbezogen. Diese Vorgehensweise gewährleistet eine gute technische Korrelation der Flächen an der Kontaktfläche zwischen tschechischem und deutschem Modellabschnitt.
Auf Seite des tschechischen Partners ČGS wird die Interpolation über das Programm »Golden Software Surfer« realisiert. Für die deutsche Seite wird hingegen das Programm »ESRI ArcGIS 10.5« mit den Erweiterungen Spatial Analyst und 3D-Analyst verwendet. Aus beiden Anwendungen heraus ist es möglich, ein software-unabhängiges X-Y-Z-Datenformat zu exportieren, wodurch ein problemloser Austausch und Import der Daten gewährleistet ist.
Die Modelltopfläche wird aus Höhenmodelldaten mit einer Auflösung von 10 m zusammengefügt und auf das Modellraster von 25 m umgerechnet. Um eine horizontale Verschiebung und die daraus resultierenden Versatzbeträge zu vermeiden, wurde daher zu Beginn der Bearbeitung das einheitliche Lagebezugssystem ETRS89/UTM verpflichtend für alle GIS- und Modellarbeiten vereinbart. Nach Abschluss der 3D-Teilmodelle erfolgt die Zusammenführung der geologischen Schichten zum Gesamtmodell.
Eine wichtige Grundlage für die im Projekt durchgeführten Prozessmodellierungen bilden geologische 3D-Modelle. Zweidimensionale Karten können nur Teile des Gesamtraumes darstellen, wohingegen 3D-Modelle in der Lage sind, den Untergrund als Ganzes darzustellen. Dabei werden vielfältige Daten, wie zum Beispiel geologische Karten, Profilschnitte, Isolinienpläne, Strukturkarten, geophysikalische Ergebnisse und Bohrungsinformationen mithilfe von 3D-Modellierungsprogrammen zusammengeführt und auf Konsistenz geprüft. Anschließend werden diese Eingangsdaten in Flächen von Schichtober- und -unterkanten, tektonischen Störungsflächen oder auch Körper von aufeinander gestapelten Schichten überführt und vereinheitlicht dargestellt. Das so entstandene 3D-Modell bildet die Grundlage für den Aufbau fachspezifischer Modelle (Hydrogeologie, Hydrologie). Für diesen Zweck werden die modellierten Einheiten bzw. Körper mit den jeweiligen gesteinsphysikalischen Eigenschaften belegt.
Bei der Erstellung von Grundwasserströmungsmodellen ist es notwendig im Vorfeld ein hydrogeologisches Strukturmodell zu entwickeln. Dabei werden die Informationen aus den geologischen Untergrundverhältnissen abstrahiert und vereinfacht. Die Grundwasserleiter (Aquifere) setzen sich im Sächsisch-Böhmischen Kreidebecken meist aus Sandsteinen und Konglomeraten zusammen, während andere lithologische Typen mit einem höheren Feinkornanteil (Ton und Schluff) Grundwasserstauern und -geringleitern (Aquitarde/Aquiclude) entsprechen. Das hydrogeologische Konzeptmodell im Kreidebecken unterscheidet bis zu vier getrennt vorkommende Aquifere. Die Benennung als auch die räumliche Abgrenzung ist auf deutscher und tschechischer Seite unterschiedlich. In Deutschland werden die Aquifere von oben nach unten nummeriert (1-4), die tschechische Terminologie klassifiziert die Aquifere wiederum alphabetisch (a-d) von unten nach oben. Zwischen den Grundwasserleitern treten teilweise markante, meist jedoch nur schlecht ausgebildete Schichten aus feinkörnigen Lagen (Tonsteine und Schluffsteine) auf.
Die so definierten hydrostratigraphischen Einheiten (Grundwasserleiter/-stauer) werden mit Parametern belegt (u.a. hydrogeologische Kennwerte, hydraulische Randbedingungen) und evaluiert.